Herz der Finsternis

(info)

Schaubühne Lindenfels Leipzig
Premiere

„In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der „Weltgeschichte": aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben.“ (Friedrich Nietzsche)

In Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ sehen wir die entfesselte, fremde Welt. Und wir sehen den kleinen Menschen, der trotz oder gerade wegen all seiner zivilisatorischen Errungenschaften nicht in der Lage ist, sich diese Wildnis zu unterwerfen. Marlowe, auch er eines von Nietzsches „klugen Tieren“, irrt durch den kongolesischen Dschungel, auf den Fersen von Kurtz, mit dem er sich auf eine rätselhafte Weise verbunden fühlt. Die Wildnis wird zum Ort, in dem der europäische Narzissmus sichtbar wird. Sie ist das Außen, der Ort des Anderen, in dem wir sehen, wie das Andere bei der Suche im Ich verschwindet. Nicht zufällig sind beide „Helden“ Exekutoren des kolonialistischen Unterwerfungskommandos, welches seine Klauen in den afrikanischen Kontinent gegraben hat.
„Herz der Finsternis“ erzählt die Geschichte der europäischen Ursünde, des Urverbrechens unserer heutigen neoliberalen Wirtschaftsform, die Geschichte von unserer individualistisch zerrütteten Gesellschaft.

Regie: Nikolas Darnstädt
Spiel: Sebastian Schneider
Bühne & Kostüm: Sina Manthey
Schlagzeug: Anja Müller

Eine Theaterproduktion der Schaubühne Lindenfels.
Fotos: Tom Schulze